Belgershain - Heimat und Geschichte e.V.
Der kurze Abriss zur Geschichte der Gemeinde Belgershain (früher Grundherrschaft Belgershain) mit der Aufstellung der Besitzer über mehr als 8oo Jahre sowie die vergleichsweise junge Geschichte der Eisenbahn kann nur der Start zu weiteren Recherchen in unserer Heimatstube sein.
Die Gemeinde Belgershain, bestehend aus den Ortschaften Belgershain, Köhra, Rohrbach und Threna, gehört zu den Dörfern links der Mulde. Diese 4 Orte bildeten schon seit Jahrhunderten mit verschiedenen anderen Orten eine Gemeinschaft, damals unter der Bezeichnung Gutsherrschaft Belgershain. Der Besitzer von Schloss und Rittergut Belgershain herrschte mindestens seit dem 16. Jahrhundert über diese und verschiedene andere Orte. Entstanden sind unsere 4 Dörfer im 11. und 12. Jahrhundert im Zuge der Entwicklung des Straßennetzes zwischen Leipzig und Colditz bzw. Leipzig und Rochlitz. Threna und Köhra lagen an der „Hohen Straße“ nach Colditz und Belgershain an der „Alten Straße“ nach Rochlitz. Gesicherte Ersterwähnungen gibt es für Threna 1205 und Belgershain 1296. Die Erwähnung von Köhra 1200 ist unsicher und Rohrbach wird 1349 erstmals genannt.
Die wirtschaftliche Entwicklung war über Jahrhunderte durch die Landwirtschaft bestimmt. Die Bauern fronten dem jeweiligen Gutsherren von Schloss und Rittergut Belgershain. Unter den Gutsherren sind besonders zu erwähnen die Namen Pflug, von Ponickau, von Schulenburg, von Zehmen und dann bis 1945 von Schönburg-Waldenburg, wobei das Belgershainer Schloss, eine mehrfach umgebaute Wasserschlossanlage aus dem 12 Jh., nicht immer Hauptwohnsitz war. Mit der Abschaffung des Fronzwangs unter Friedrich von Zehmen 1833 und dem Bau der Eisenbahnstrecke Leipzig - Bad Lausick - Geithain 1887 entstanden zum einen Klein-, Mittel- und Großbauern, eine Reihe von Menschen arbeiteten aber auch zunehmend in der Industrie.
Nach 1945 wurden Schloss und Rittergut Belgershain (Besitzer Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg) sowie ein Großbauer in Threna enteignet, der Grund und Boden auf Neubauern und andere Einwohner aufgeteilt. Es folgte die in der DDR bekannte Entwicklung der verschiedenen LPG-Typen, die Vereinigung dieser zu KOG und KAP und nach 1990 die Bearbeitung der Felder wieder durch einen Großbetrieb und verschiedene Wiedereinrichter.
Die Kirchen bestimmen das Leben in der Gemeinde und natürlich auch das Ortsbild. Die Kirchen in Threna und Köhra stammen aus dem 13. Jahrhundert und haben sich nur durch Umbauten und Renovierungen geändert. Die Belgershainer Barockkirche wurde 1686 an die Stelle einer 1681 abgerissenen Vorgängerkirche mit finanzieller Unterstützung der Familie von Ponickau errichtet. Von der Vorgängerkirche ist nichts bekannt, sie soll aber sehr baufällig gewesen sein. Der Gottesdienst musste schon im Schloss gehalten werden. Die derzeitige Rohrbacher Kirche wurde 1898 eingeweiht, die Vorgängerkirche stand auf dem Friedhof und musste abgebrochen werden. Alle 4 Kirchen wurden seit 1990 umfassend renoviert, erstrahlen im neuen Glanz und laden zum Gottesdienst, zu Besichtigung und zum Besuch vielfältiger kultureller Veranstaltungen ein.
Seit dem 17. Jahrhundert existieren in unseren Gemeinden Schulen, in die aber damals nur Jungen aufgenommen wurden. Schulbesuch fand in Abhängigkeit des Arbeitsanfalls in der Landwirtschaft statt. Unterrichtet wurden die Kinder vom jeweiligen Kantor, später einem Kinderlehrer bzw. Lehrer, wobei mehrere Klassenstufen in einem Raum zusammen saßen. Nach 1945 wurde im Belgershainer Schloss eine Zentralschule im Aufbau und später eine polytechnische Oberschule eingerichtet und die Schulen in Threna und Köhra bis 1958 aufgelöst, Rohrbach hatte schon seit 1922 keine eigene Schule mehr. 1973 konnte in Belgershain ein neues Schulgebäude eingeweiht werden, in dem Grundschüler und Mittelschüler unterrichtet werden. Seit 2006 existiert nur noch die zweizügige Grundschule. Die kleineren Kinder werden vom Krippenkind bis zur Einschulung in 4 Kindertagesstätten vorbildlich betreut. Für die Schulkinder steht der Hort „Schlossgeister“ im Rittergut und Schloss zur Verfügung.
Die Einwohnerzahlen in unserer Gemeinde, relativ stabil über viele Jahrzehnte, hat sich seit 1990 stark vergrößert. In Threna und Köhra sind große Neubaugebiete mit Ein- und Mehrfamilienhäusern entstanden. Ein kleinerer Wohnpark entstand in Belgershain. Dazu kommen an vielen Standorten Eigenheime, so dass wir ca. 3600 Einwohner zählen können.
Die Infrastruktur hat sich ebenfalls verändert. Neben dem Ausbau der Orts- und Kreisstraßen erfolgte der Anschluss an die zentrale Abwasserentsorgungsanlage in Espenhain und auch die Versorgung mit Trinkwasser ist bis auf wenige Außenbereiche zentralisiert.
Durch die Nähe zu den Autobahnen A14, A38 und A72 ist die Gemeinde Belgershain über kurze Wege an das Autobahnnetz angebunden, ohne dass eine direkte Beeinträchtigung durch Verkehrslärm gegeben wäre.
Die seit 1887 bestehende Bahnstrecke Leipzig - Bad Lausick - Geithain ist im Jahr 2004 nach umfangreicher Rekonstruktion mit einer geplanten Geschwindigkeit von 160 km/h auch mit dem Bahnhof Belgershain wieder in Betrieb gegangen. Köhra und Threna sind an das Busnetz des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes angeschlossen.
In allen Orten unserer Gemeinde haben sich Klein- und Mittelständische Betriebe sowie Handwerker angesiedelt. Dabei konnte natürlich nicht der Wegfall der Arbeitsplätze in der umliegenden Industrie nach 1990 kompensiert werden. Durch die günstige Verkehrsanbindung können aber die neuen Standorte im Umfeld von Leipzig gut erreicht werden.
Für das geistig-kulturelle und sportliche Leben der Gemeinde fühlen sich viele Vereine und Gemeinschaften zuständig und bieten ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.
Auch die Freiwilligen Feuerwehren in Belgershain und Threna sowie die Jugendfeuerwehr in Belgershain, durch regelmäßige Ausbildung auf hohem Niveau, nehmen neben den Sicherheitsaufgaben vielfältige kulturelle Aufgabe war.
Touristisch erwähnenswert ist der Oberholzer Wald, das Naturschutzgebiet Rohrbacher Teiche und der angrenzende Naunhofer Forst mit seinen Seen, seit vielen Jahrzehnten bekannte Wanderziele für die Leipziger Bevölkerung. Neu sind die Seen der Leipziger Seenplatte, „Neuseenland“, aus den alten Tagebaulöchern dazu gekommen. Dabei sollte auch eine Besichtigung der bereits erwähnten Kirchen bzw. des Ortskerns von Belgershain mit Schloss, Kirche und rekonstruiertem Schlosspark nicht fehlen.
Nach 1104 Die Dienstmannen de Beringarshagen
1216 Die Ritter von Trebsen
Vor 1330 Heinrich von Trebsen
1400 Die Pfluge
Vor 1417 Nickel Pflug zu Knauthain
1429 Der Pflügische Edelmann Melchior Ziesche
1439 Ritter Nickel Pflug zu Knauthain * 1410/1415 - + 27.03.1482
1451 Ritter Nickel Pflug zu Zschocher
1482 Ritter Heinrich Pflug (Sohn)
1507 Hans Pflug (Sohn)
1527 Asmus, Heinrich, Siegmund, Magnus, Jobst, Karl, Wolf Pflug (Söhne)
1537 Nickel Pflug zu Rötha
1543 Hans-Edler von der Planitz (Kürfürstlicher Rat, Dr.;
Lt Zedlers Universallexikon wurde Dr. Hans von der Planitz am 19. November 1522 wegen seiner großen Verdienste, die er dem Kurfürsten und Dr. Martin Luther geleistet hatte, das Prädikat "Edler" verliehen.
1544 Barbara von der Planitz (Witwe von Hans, der mit ihr 3 Söhne hatte, der jüngste hieß wieder Hans)
1554 Hans Friedrich-Edler von der Planitz
1555 Dippold von Schönfeld auf Löberitz * 1490 - + 02.12.1560 Löberitz
1560 Gebrüder von Schönfeld
1571 Ernst (der Jüngere) von Schönfeld * 1533 Löbnitz - + 03.01.1591 Döben
1592 Christoph Hans von Schönfeld * 02.03.1544 Löbnitz - + 10.06.1599 Löbnitz
1599 Hans Asmus von Schönfeld * 1576 Löbnitz - + 1637 Döben
1613 Hofrat Dr. David Döring * 14.08.1555 Zeitz - + 14.09.1638 Böhlen, Hofbeamte (Chur-sächsischer Geheimer-, auch Kammer und Bergrat,
von Kaiser Ferdinand I. in den Adelsstand erhoben).
1618-1657 Albrecht VIII. von der Schulenburg (Vater)
* 1596 Trebsen/Leipzig - + 1663 Belgershain, verh. mit Elisabeth v. Dieskau
1657-1672 Albrecht von der Schulenburg (Sohn) * 1627 Belgershain/Leipzig – + 1675 (Assessor des Oberhofgerichts in Leipzig und Inspektor der
Landschule Grimma, verh. am 14. Nov 1641 mit Anna Margaretha von Rücksleben.
1672 Hans XIII. von der Schulenburg * 16.05.1622 Leipzig - + 13.02.1695
1681 Johann von Ponickau * 16.03.1644 Dresden - + 07.02.1699
1699 Johann Christoph von Ponickau * 26.03.1674 - + 19.02.1734
1734 Johann Alexander von Ponickau * 02.12.1709 - + 07.11.1754
1755 Johann Friedrich von Ponickau * 11.10.1723 - + 14.10.1780
1782 Reichsgraf Johann Kaspar Gottlob von Rex * 31.07.1730 - + 28.04.1785 Dresden
1785 Reichsgraf Carl Alexander von Rex *30.04.1780 - + 11.03.1849
1786 Johanne Elisabeth Wilhelmine geb. von Schönberg, verw. von Spörcken, verw. Gräfin von Rex * 07.06.1743 – 1823 , (2. Ehe 27.11.1766 mit von Rex und 3. Ehe 1787 mit Konferenzminister Georg Wilhelm Graf von Hopfgarten)
1792 Friedrich Emilius von Uechtritz, + 1818
1818 Emil von Uechtritz, sächs. Gesandter in Paris und Wien, *1783 - +1843 Wien
1833 Friedrich von Zehmen
* 11.08.1779 Clodra, + 24.02.1851 Belgershain. Beerdigt im Schlosspark zu Belgershain.
1852 Fürst Otto Viktor von Schönburg - Waldenburg
* 01.03.1785 Waldenburg – + 16.02.1859 Leipzig
1859 Fürst Otto Friedrich von Schönburg
* 22.10.1819 Waldenburg – + 13.12.1893 Waldenburg
1893 Fürst Otto Viktor II. von Schönburg
* 22.08.1882 Potsdam – gef. 14.09.1914 Fort Fresnes, nördlich von Reims
1914 Fürst Günther von Schönburg - Waldenburg
* 30.08.1887 Potsdam - + 18.03.1960 Salzburg
1945 Rittergut und Schloss werden Volkseigentum, das Land (Feld und Wald) fällt unter die Bodenreform
1990 Schloss, ein Teil vom Park und vom Rittergut sind Eigentum der Gemeinde Belgershain.
Dem Bau und Betrieb von Eisenbahnen in einigen Ländern Europas folgte auch bald der Eisenbahnbau im Königreich Sachsen. Grund waren schon damals
die relativ hochentwickelte Industrie. Der Handel gerade um Leipzig benötigte gut ausgebaute Verkehrswege. Im Frühjahr 1869 wurde mit dem Bau der Strecke Leipzig-Borna-Chemnitz begonnen.
Am 4.4.1872 erfolgte die Eröffnung.
Mit dem Bau der Strecke Leipzig-Lausigk-Geithain (unserer Strecke) wurde mit dem ersten Spatenstich am 24. August 1885 begonnen und die Einweihung erfolgte am 30. April 1887. Der komplette Güter- und Personenverkehr begann am 02. Mai 1887.
Bahnhofsgebäude 2003
Es handelt sich also um 2 verschiedene Strecken, die sich in Geithain vereinigen. Infolge eines Beschluss von 1914 erfolgte ein teilweiser zweigleisiger Ausbau der Strecke über Lausigk (später Bad Lausick) wegen guter Auslastung und Entwicklung. Der Bahnhof Belgershain selbst hatte 1944/45 4 Gleise, ein Rangiergleis und 3 Bahnsteige. Nach 1945 erfolgte der Rückbau auf eine eingleisige Strecke und der Abbau eines Gleises im Bahnhof Belgershain.
Auch Unfälle gab es auf der Strecke.
Am 05.08.1988 fuhr in Belgershain ein Zug über den Prellbock hinaus.
2003 plante die Deutsche Bahn AG die Strecke Leipzig–Bad Lausick-Chemnitz für den Einsatz von Neigetechnikzügen zu modernisieren.
Im Mai 2004 nimmt die neue Bahnsteiganlage auch in Belgershain Gestalt an.
Nur ein Bahnsteig ist in Belgershain vorerst nutzbar
Am 8. Dezember 2004 erfolgte die Inbetriebnahme des 2. Bauabschnittes Leipzig-Geithain. Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004 wird der reguläre Fahrbetrieb nach 16-monatiger Sanierung der Strecke wieder aufgenommen. Auf der Regionalstrecke fahren erstmals Züge der privaten Connex Gruppe. Die Strecke Leipzig–Chemnitz betreibt die Deutsche Bahn bis zum Fahrplanwechsel 2015 mit Neigetechnikzügen. Diese halten früh und abends auch in Belgershain.
Nach der Inbetriebnahme mit nur einem Bahnsteig folgt 2008 der 2. Bahnsteig und 2009 die Fußgängerbrücke im Bahnhofsbereich Belgershain.
Ab Dezember 2015 betreibt die DB Regio Südost den Nahverkehr MRB 113 mit Triebwagen und Transdev die RE 6-Strecke Leipzig-Chemnitz mit rekonstruierten D-Zug-Wagen mit Diesellok.
Das alte Bahnhofsgebäude ist an einen Handwerker verkauft und wird schrittweise saniert.
Die Gestaltung des Bahnhofsumfeldes sind die nächsten Aufgaben, um einen harmonischen Gesamteindruck entstehen zu lassen.
Die Deutsche Bahn plant den langfristigen Ausbau der Strecke als ICE-Verbindung zwischen Leipzig und Chemnitz.
Bernd Weisbrich, 2016
Verein „Belgershain – Heimat und Geschichte e. V.“